Ende Oktober 2023 notierte der DAX bei 14.800 Punkten. Seitdem wurden immer neue Rekordmarken erreicht und der DAX knackte zum ersten Mal die 17.000-Punkte-Marke. Mitte März 2024 liegt er sogar noch höher, bei über 17.700 Punkten. Doch welche Gründe stecken hinter diesem starken Kursanstieg? Der Anstieg in den letzten fünf Monaten beinhaltet mehrere Faktoren, die diesem Anstieg zu Grunde liegen.

  1. „Don’t fight the FED“

Eine alte Börsenweisheit aus den USA besagt, dass man sich nicht gegen die Entscheidungen der amerikanischen Notenbank stellen sollte, da dies in der Regel misslingt. Doch die Zinserhöhungen des letzten Jahres beeindruckten die Märkte kaum. Im Gegenteil, die Märkte erreichten neue Rekordhöhen, während die Inflation weiter sank und das Ziel der zweiprozentigen Inflationsrate (Geldwertstabilität) der Notenbanken in greifbare Nähe rückte. Erst jetzt meldete die EZB für den Euroraum im Februar 2024 eine jährliche Inflation von 2,6 %, während Bloomberg Economics mit einem weiteren Rückgang im März auf 2,2 % rechnet. Zudem ist nicht mit weiteren Zinserhöhungen zu rechnen. Die Kapitalmarktzinsen und Bauzinsen sind bereits rückläufig. Zum Beispiel sank die Rendite 10-jähriger deutscher Anleihen seit einem halben Jahr von 2,9 % auf 2,3 %. In der Hoffnung auf günstigeres Geld bestehen auch Erwartungen an die Notenbanken hinsichtlich einer Leitzinsabsenkung. Die FED könnte in diesem Jahr bereits ihre erste Senkung durchführen, auch wenn diese einige Monate später kommt als erwartet. Auch darauf spekulieren die Märkte und investieren weiter.

  1. KI-Boom

Seit Monaten ist das Thema „Künstliche Intelligenz“ allgegenwärtig. Der größte Profiteur, der im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit steht (abgesehen von ChatGPT), ist NVIDIA. Allein seit Anfang des Jahres 2024 ist der Kurs um über 85 % gestiegen. Aber auch viele andere Unternehmen konnten von den Erwartungen, die die Künstliche Intelligenz hervorruft, profitieren. Man erhofft sich, dass diese Technologie Produktivität freisetzen und neue Innovationen schaffen wird. Die Anwendungsmöglichkeiten sind vielfältig und KI ist mehr als nur die Sprachverarbeitung, die im Alltag häufig genutzt wird. Beispielsweise kann die Computer Vision Bilder und Videos analysieren, um Muster und Bewegungen zu erkennen, oder Predictive Analytics nutzt künstliche Intelligenz, um große Datenmengen zu untersuchen und Trends zu erkennen, was bei Entscheidungsfindungen hilft.

  1. DAX ist kein Abbild der deutschen Wirtschaft

Der DAX spiegelt nicht die gesamte deutsche Wirtschaft wider. Er besteht aus 40 Titeln der größten deutschen Unternehmen. Zudem konzentriert sich der DAX auf bestimmte Sektoren wie die Industrie und Verbrauchsgüter. Der deutsche Mittelstand und große Familienunternehmen, die einen beträchtlichen Teil der Wirtschaft ausmachen, sind jedoch nicht vertreten. Da diese DAX-Unternehmen den Großteil ihres Geschäfts im Ausland tätigen, sind sie weniger von einer schwächelnden deutschen Wirtschaft betroffen (Die Vorhersage der Bundesregierung für 2024 ist ein Wirtschaftswachstum von 0,2 %). Es wird erwartet, dass sie ihre Gewinne sogar steigern können, was höhere Börsenkurse rechtfertigt. Die Bewertungen wie das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) steigen trotz der höheren Kurse auch nicht stark an.

  1. Energiepreise auf Vorkrisenniveau (Gas und Strom)

Langsam aber sicher normalisieren sich die Preise für Strom und Gas auf Vorkrisenniveau. Seit dem Sommer 2022 fielen die Strompreise um 80 % , während die Gaspreise sogar um 90 % sanken. Dies wird sich in Zukunft in den Unternehmensergebnissen widerspiegeln. Allerdings haben im weltweiten Vergleich die EU und auch Deutschland immer noch hohe Industriestrompreise. Im Vergleich zur Konkurrenz ist das ein Nachteil. In den USA kostet beispielsweise die Kilowattstunde Strom für Industriekunden 8 Cent, während sie in der EU bei 18 Cent liegt.

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die genannten Faktoren eine positive Entwicklung des DAX in einem insgesamt steigenden Marktumfeld begünstigen und die 18.000 Punktemarke in nicht mehr weiter Ferne liegt. Denn nicht nur der DAX hat ein neues Allzeithoch erreicht, sondern auch der S&P 500 sowie andere Anlageklassen wie Gold oder die Kryptowährung Bitcoin haben dies erreicht.

Verfasser: Marcel Gailberger, Werkstudent