Ein Trendwort, das den diesjährigen Herbst in der Wirtschaft besonders prägt, ist der VW-Skandal. Durch gezielte Manipulationen der Abgaswerte bei Dieselmotoren ist der größte deutsche Automobilhersteller mit drohenden Strafzahlungen in Milliardenhöhe konfrontiert. Der Schrecken von Seiten der Bevölkerung ist besonders hoch, da Volkswagen bisher als zuverlässiges und vorbildliches Unternehmen in der deutschen Wirtschaft galt. Nun bangen Mitarbeiter um ihre Jobs und der Konzern hat sich ein schwerwiegendes Imageproblem geschaffen. Doch die Manipulationen haben nicht nur für den Konzern an sich weitreichende Folgen, auch an den Finanzmärkten spiegelt sich die Stimmung wieder.
Die Aktie brach infolge des Skandals um über 40 Prozent ein, die Anleger reagierten höchst skeptisch. Nachdem der erste Schock überstanden war, kletterte der Kurs von einem zwischenzeitlichen Tief bei 92 Euro pro Aktie wieder auf 109 Euro und schien sich zu stabilisieren. Allerdings ließ die nächste Meldung nicht lange auf sich warten und Anfang November, bereits kurz nachdem die erste Hiobsbotschaft allmählich verdaut worden war, kam die erneute Nachricht über einen weiteren Manipulationsverdacht. Erneut reagierte der Markt und die Aktie brach weiter ein.
Welche Botschaften können Anleger aus diesem Skandal mitnehmen?

„Erwarte das Unerwartete“
Beim Handel an der Börse unterliegt jede Aktion einem gewissen Risiko, hierbei lassen sich manche Risiken durch Chart- oder Fundamentalanalysen einschätzen und das Portfoliorisiko damit entsprechend minimieren. Allerdings verbleibt stets ein unkalkulierbares Restrisiko, da der Handel mit Wertpapieren in die Zukunft gerichtet ist und unvorhersehbare Ereignisse eintreten können. Bei jedem Investment sollte die Komponente der Unsicherheit nicht vergessen werden. Auch wenn die Kursentwicklung in der Vergangenheit stabil war und das Unternehmen als solide gilt, verbleibt eben dieses Restrisiko.
„Bedeutet das, dass ich unter diesen Umständen besser auf Anlagen in Wertpapiere verzichte?“
– Nein, im Gegenteil, diese Erkenntnis ist gerade die wertvolle Basis, um erfolgreich an der Börse zu handeln, sie ist die Voraussetzung für eine sinnvolle Zusammensetzung des Portfolios.

„Asset Allocation“
Durch Skandale wie diesen lassen sich viele Menschen von der Anlage in Wertpapiere abschrecken und erhöhen das Misstrauen gegenüber der Börse. Die Alternative sind Tages- oder Festgeldkonten mit unattraktiven Zinsen, „Hauptsache mein Geld ist sicher.“ In Zeiten der Niedrigzinsen findet jedoch nicht einmal ein Inflationsausgleich statt, wirklich sicher ist somit nur ein realer Kaufkraftverlust. Die Bevölkerung in Deutschland ist überwiegend risikoavers, was im Prinzip nicht schlimm ist, da durch eine vernünftige Asset Allocation das Verlustrisiko deutlich minimiert werden kann. Bei einer Streuung der Anlage auf verschiedene Asset Klassen (Aktien, Devisen, Immobilien, Rohstoffe) werden Verluste einer Position durch die anderen Positionen aufgefangen. Neben der Streuung auf verschiedene Klassen, mindert eine geografische Streuung das Portfoliorisko zusätzlich. Wichtig ist hierbei eine ausgewogene Verteilung auf die Klassen und Regionen. So kann für jedes Risikoprofil die optimale Anlagestrategie entwickelt werden.
„Das klingt logisch, aber leider habe ich nicht die Zeit und das Know-How um mich um ein ausgewogenes Portfolio zu kümmern, gibt es dafür Hilfe?“
– Ja, wer weder Zeit, noch das Know-How dafür hat, kann alternativ in Fonds investieren. Diese werden von Fondsmanagern betreut und laufend angepasst. Somit wird der Aufwand auf lediglich ein Investment reduziert und es muss nur der jeweilige Fonds analysiert werden, breite Streuung und damit eine Reduzierung des Einzeltitelrisikos inklusive.

Patrick Epple