Im April 2015 rentierten deutsche Bundesanleihen mit 10-jähriger Restlaufzeit erstmals bei 0,1%. Auch wenn sich das Renditeniveau seither wieder etwas erholte und kurzfristig sogar die 1%-Marke überschritt, bewegt sich die Rendite im langjährigen Vergleich immer noch nahe ihres historischen Tiefs. Die Ursachen hierfür sind hinlänglich bekannt: das Platzen der Hypothekenblase und der damit verbunden Bankenkrise, die europäische Staatsschuldenkrise und das Dauerthema Griechenland. All dies und das daraus resultierende geringe Wirtschaftswachstum versuchen die Notenbanken in den USA und in Europa seither mit einer Nullzinspolitik und weiteren expansiven geldpolitischen Maßnahmen wie dem Quantitative Easing – also dem Aufkauf von (Staats-)Anleihen durch die Notenbank – zu bekämpfen. Während in den USA zumindest das Quantitative Easing bereits wieder zurückgefahren wurde, steht die seit Monaten angedeutete Zinswende hingegen noch aus. In Europa dürfte es angesichts des schwächeren Wirtschaftswachstums und der Verschuldungsproblematik einiger südeuropäischer Staaten voraussichtlich noch deutlich länger dauern bis die EZB eine Zinswende einleitet.
Für den Privatanleger heißt das, dass mit festverzinslichen Anlagen bis auf weiteres keine nennenswerte Rendite erzielbar sein wird. Im Gegenteil. Sollte die amerikanische Notenbank die Zinsen anheben, so dürfte die Verlagerung von weiteren Geldern aus dem Euroraum in die USA die Folge sein. Kursverluste bei Anleihen hierzulande werden die Folge sein. Welchen Ausweg gibt es aus diesem Dilemma also für den notorisch aktienaversen deutschen Privatanleger?
Es lohnt wieder einmal ein Blick über den Tellerrand. Die Stiftungsfonds der renommierten Universitäten Harvard und Yale, die zusammen immerhin ein Vermögen von rund 60 Mrd. USD verwalten, legen in der Regel etwa 15% bis 20% in sogenannten Absolute-Return-Strategien an und erzielten alleine damit jährlich Renditen zwischen 9 und 12%. Letztlich geht es dabei nicht um eine neue Anlageklasse, sondern um einen anderen Managementansatz, bei dem das Erzielen einer absoluten Rendite im Vordergrund steht. Erreicht wird dies durch breite Diversifikation in Märkte und Anlageklassen, die mit den traditionellen Anlageklassen wie Aktien und Renten gering bis gar nicht korreliert sind. So kommen auch Investitionen in Währungen und Optionsstrategien zum Einsatz. Dennoch: eine Garantie dafür, dass das formulierte Ziel erreicht wird, gibt es auch hier nicht.
Sind Absolute-Return-Fonds (ARFs) also auch für den Privatanleger interessant? Grundsätzlich ja, denn was für die klugen Köpfe aus Harvard und Yale gilt, gilt für den Privatanleger gerade in Zeiten stark schwankender Märkte genauso: eine breite Diversifikation und eine geringere Korrelation zu den klassischen Märkten anzustreben.
Auch wenn es in Deutschland mehrere hundert zum Vertrieb zugelassene ARFs gibt, so sollte bei der Auswahl darauf geachtet werden, keinem Etikettenschwindel zu erliegen. Ein Blick in die Anlagebedingungen vor der Auswahl eines ARFs sollte also oberste Pflicht sein. Betrachtet man die Ergebnisse der breit investierenden ARFs, die mindestens 5 Jahre am Markt sind, so haben rund zwei Drittel davon eine Performance über 2% p.a. erwirtschaftet. Das klingt zunächst nicht viel, hängt aber immer auch vom jeweiligen Rendite-/Risikoprofil ab und ist allemal mehr als derzeit mit reinen Rentenanlagen zu erwirtschaften ist. Die schlechteste Anlage ist unter Renditeaspekten derzeit aber, ständig neues Geld ausschließlich in Rentenpapiere zu investieren. Die Rendite ist nahe Null und das Risiko steigender Renditen, also fallende Kurse zu riskieren, nicht weg zu diskutieren. Zur Depotbeimischung können ARFs daher eine interessante Alternative gerade für diejenigen Anleger sein, die sich vor reinen Aktienanlagen scheuen.