Über kaum ein anderes deutsches Geldinstitut wurde in den vergangenen Monaten so intensiv in der Öffentlichkeit diskutiert wie über die Deutsche Bank. Die Gründe dafür sind vielfältig: da ist zum einen die Kritik der Investoren zu nennen, die mit der Performance der Aktie schon seit Jahren nicht zufrieden sein können. Gerade in diesem Jahr, in dem sich der Kapitalmarkt in Deutschland sehr erfreulich entwickelte und der DAX ein neues Allzeithoch verzeichnen konnte, blieb die Aktie weit hinter den Erwartungen der Aktionäre zurück. Somit ist es auch nicht verwunderlich, dass die Deutsche Bank im Vergleich zu ihren US-amerikanischen Konkurrenten in den letzten Jahren an Boden verloren hat. Gleichzeitig muss sich allerdings die gesamte Bankenbranche mit immer strengeren Regularien seitens der Aufsichtsbehörden und mit einer Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) arrangieren.

Zusätzlich hat sich die Führung der Deutschen Bank mit rechtlichen Problemen zu beschäftigen, zu denen eine Reihe von Strafzahlungen in Milliardenhöhe, unter anderem wegen der Manipulierung des so genannten Libors, gehört. Vor diesem schwierigen Hintergrund hatte sich seit Mitte des letzten Jahres eine Strategie-Diskussion entwickelt, die sich hauptsächlich um die Frage drehte, inwiefern das Geldinstitut eine Universalbank bleiben könne.

Im Frühjahr 2015 nun wurde die „Strategie 2020“ der Öffentlichkeit vorgestellt, von der sich die Unternehmensführung eine befreiende Wirkung erhoffte. Die wesentlichen Inhalte dieser Strategie waren zum einen die Rentabilität des Instituts zu stärken und zum anderen die Marktposition der Deutschen Bank im internationalen Geschäft  zu verbessern. Grundsätzlich sollte an dem Ziel festgehalten werden, die Deutsche Bank als Universalbank zu führen. Um dies zu erreichen wurde auch das Engagement bei der Postbank, die 2010 übernommen worden war, neu bewertet. Damals hatte die Deutsche Bank  die Übernahme der Postbank noch als wichtigen Bestandteil einer Diversifikationsstrategie verkauft. Nun allerdings revidierte man diesen Schritt, da in den Augen des Vorstands die Ertragslage des damals erworbenen Instituts zu gering war. Ohnehin sind die geplanten Einschnitte im Privatkundengeschäft so gravierend, dass man an dem Credo, die Deutsche Bank solle auch in Zukunft ein verlässlicher Partner sowohl für die Privatkunden als auch für die Unternehmen sein, Zweifel haben kann.

Die Hoffnung, die neue Strategie würde zwar nicht die gesamte Öffentlichkeit, aber doch zumindest die Investoren positiv beeindrucken, erfüllte sich nicht. Hinzu kamen die mageren 61 Prozent Zustimmung zu dem geplanten Kurswechsel auf der Hauptversammlung. Dies führte letztlich zu der vorzeitigen Ablösung von Anshu Jain als Co-Vorstandsvorsitzender. Sein Nachfolger, der Brite John Cryan, sieht sich grundsätzlich der verabschiedeten Strategie verpflichtet.

Als ehemaliger Finanzchef der schweizerischen  Bank UBS kennt sich Cryan ohne Zweifel mit Großbanken in Krisen aus. Er hat daher den Ruf, ein effizienter Sanierer zu sein. Positiv wurde auch bewertet, dass er als Bankmanager keine Karriere im Haus gemacht hat, sondern von außen kommt.

Für die Anleger waren die vergangenen Monate alles andere als erfreulich, dennoch bleibt die Deutsche Bank die einzige verbliebene deutsche Privatbank, die einen wirklich internationalen Anspruch geltend machen kann und die insofern nicht nur für deutsche Unternehmen, sondern auch für Investoren eine interessante Option darstellt. Damit dies so bleibt, muss das Management die aktuellen Herausforderungen mit Nachdruck angehen, um anschließend an frühere Erfolge anknüpfen zu können.